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Für die aktuelle Folge meines Podcast sustainable stories durfte ich die liebe Conny von Bridge & Tunnel interviewen und mit ihr über das Label und die Herausforderungen eines sozialen Labels sprechen. Conny ist eine der beiden Co-Gründerinnen von Bridge & Tunnel und hat zusammen mit Lotte ein Fair Fashion Upcycling Social Business auf die Beine gestellt, das sich wirklich sehen lassen kann.
Ich verfolge die beiden und ihr Label schon länger und habe Bridge & Tunnel tatsächlich auch schon in meiner Masterarbeit über deutsche Fair Fashion Labels und deren online Marketing Auftritte ein wenig unter die Lupe genommen. Deshalb hab ich mich nun umso mehr gefreut, Conny für meinen Podcast ins Boot geholt zu haben.
Hier findest du einen kleinen Ausschnitt unseres Gesprächs, für das volle Interview höre direkt in meine Podcast Folge rein und lass mich gern wissen, was du darüber denkst!
Mehr dazu in meinem Podcast sustainable stories Folge Nummer 16:
"Weltverbesserer: ein Interview mit Co-Founderin Constanze Klotz von Bridge&Tunnel"
Weltverbesserer: ein Interview mit Co-Founderin Constanze Klotz von Bridge&Tunnel
Wer steckt hinter Bridge&Tunnel und wofür steht ihr?
Also ich bin Conny und bin eine der beiden Gründerinnen des Social Fashion Labels Bridge&Tunnel. Uns gibt es seit genau 3 Jahren – wir feiern gerade unser drittes Jubiläum diesen Juli. Unser Label ist ein Label mit ganz viel Herz. Das Label ist entstanden weil Lotte und ich vor ein paar Jahren ein Co-Working Space geleitet haben für Mode- & Textildesigner und mitbekommen haben, dass es einen deutsch-türkischen Nähclub hier in Wilhelmsburg gibt. Wilhelmsburg wird oft als Hinterhof der Stadt Hamburg bezeichnet, also ein Stadtteil der sehr anders ist als andere wohl situierte Stadtteile, wie Eppendorf und co. Wilhelmsburg ist ein sehr internationaler Stadtteil mit vielen Chancen, die aber von vielen eher als Nachteile gesehen werden. Hier gibt es sehr viele Menschen, die schon lange keine Arbeit mehr haben oder die aus sehr vielen verschiedenen Kulturen stammen. Für uns ist das total chancenreich für ganz viele stellt es aber auch große Herausforderungen dar. Es ist nicht unwichtig für die Labelgründung, dass wir das Co-Working Space vorher auch schon an diesem Ort hatten, gerade weil wir ihn eben so besonders und so chancenreich finden. Dann hörten wir von diesem deutsch-türkischen Nähclub, die sich in einer Moschee zum Nähen getroffen haben. Dann dachten wir „Leute macht doch den Treff einfach bei uns, wir haben hier eine große Gemeinschaftswerkstatt und super Profi Equipment. Kommt doch einfach bei uns vorbei!“ Der Nähclub hat sich dann immer Mittwoch Vormittags bei uns getroffen und das war eigentlich schon der Grundstein für unsere Labelgründung. Wir haben gemerkt, dass ganz viele der Frauen wahnsinnig gut nähen können und ganz viel Liebe zum Detail haben. Es war aber auch klar, warum all diese Menschen Zeit haben zu einem Nähclub zu kommen, der Mittwoch Vormittags stattfand, weil sie alle seit vielen Jahren keine Arbeit hatten. Dann haben wir gesagt, „es kann doch nicht sein, dass es einerseits so viel Talent gibt aber nur weil es auf keinem Zeugnis niedergeschrieben steht, wird das nicht anerkannt. Wenn das keiner macht, machen wir es halt selbst! Lass uns ein Label gründen, das eine eigene Produktion hat mit echten Menschen hier mitten in Hamburg Wilhelmsburg, die alle nähen können aber es nicht unbedingt gelernt haben müssen.“
Das ist die eine Seite von Bridge&Tunnel: die lokale Produktion. Die andere Seite ist, dass wir nur aus used Jeans fertigen, weil wir es toll finden, ökologisch nachhaltiger aufzutreten.
Das ist bei euch ja eine ganz einzigartige Kombination aus Fair Fashion, Upcycling und der sozialen Komponente. Euer Motto ist „we design society“. Wie designed ihr denn nun genau die Society?
Der Claim trifft es auf den Punkt. Wir wollen Gesellschaft verändern mithilfe von Design. Wir machen nicht nur einfach Mode, sondern unser Label ist so etwas wie Design+. Durch den Verkauf unserer Designprodukte bringen wir mittlerweile 12 Leute in Arbeit. Jeder von ihnen hat gesellschaftliche Handycaps, die es ihnen schwer gemacht haben auf dem Arbeitsmarkt einen Job zu finden. Teilweise haben sie nie das Nähhandwerk gelernt, können es aber sehr gut und waren seit vielen Jahren arbeitslos und hatten keine vermeintlichen Qualifikationen im Arbeitszeugnis stehen. Wir haben Gehörlose im Team, Menschen mit Fluchtgeschichte und Menschen, die nach dem Burnout zu uns gekommen sind. Verschiedene Handycaps, die es einem schwer machen im Leben weiterzukommen und genau das sind für uns die allertollsten Mitarbeiter. Mit ihnen versuchen wir die Gesellschaft zu verändern, in dem wir zeigen, was die Leute drauf haben!
Ich finde das total beeindruckend! Ihr schafft es die Geschichten hinter den Menschen eurer Produkte in eurer Markenkommunikation nach außen zu bringen.
Und das macht total Spaß! Wir scherzen im Team oft, dass viele Menschen denken, die Klamotten würden aus dem Automaten kommen, wo du oben das Textil reinschmeißt und unten kommt das T-Shirt heraus. Eigentlich müsste auf jedem Kleidungsstück „handmade“ stehen, weil bei jedem Stück das produziert wird menschliche Arbeitskraft notwendig ist. Viele verlieren das so aus den Augen, weil die Produktion gerade hier in Deutschland gar nicht mehr zuhause ist. Es ist geografisch so weit weg, dass viele den Bezug dazu verlieren. Ich finde es so toll, dass wir hier alles Inhouse haben, weil wir so viel näher am Prozess dran sind. Auf jedem unserer Waschetiketten findest du eine Linie. Die Linie lässt Platz für ein Autogramm der Näherin oder des Nähers, der oder die die letzte Naht gemacht hat. Wenn derjenige der es erstellt hat nicht mehr anonym bleibt, fängt man an das Produkt ganz anders wahrzunehmen und wertzuschätzen.
Ihr arbeitet ja hauptsächlich mit Jeansstoffen. Wo kommen eure Materialien her und wie entsteht das finale Produkt?
Wir fertigen aus post-consumer waste – also Jeans, die schon mal ein Leben hatten und getragen wurden. Wir beziehen außerdem auch pre-consumer waste – das sind Materialüberschüsse, die bei der Produktion anfallen. Wir verarbeiten pro Jahr ungefähr eine Tonne Jeans.Die Jeans kommt z.B. zu uns in die Werkstatt und wird dann erstmal gewaschen. Das Teure und Aufwändige am Upcycling ist tatsächlich die Materialaufbereitung....
Wenn du das gesamte Interview mit Conny und mir über Bridge&Tunnel willst, klick dich in meinen Podcast sustainable stories und hör dir unser gesamtes Gespräch an! Ich freue mich, wenn du vorbeischaust!