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4. Oktober 2017

2 Menschenrechte

Menschenrechte

Mit „People“ meine ich alle Menschen entlang der Lieferkette eines Produktes. Also die Baumwollpflückerin auf der Baumwollplantage, die Menschen in der Fabrik, in der das Garn gesponnen und zu Webware weiterverarbeitet wird, die Frauen oder Kinder, die in Fabriken aus Stoffen Kleidungsstücke nähen. Fabrikarbeiter und Lieferanten in Bangladesch und China, die mit den großen Modekonzernen dieser Welt verhandeln und dafür sorgen, dass der reiche Westen mit Kleidung ausgestattet werden kann. Mit „People“ meine ich aber auch alle Mitarbeiter eines Modelabels, in welchem Land auch immer dieses seinen Sitz hat, sei es London, Hamburg oder ein kleines Dorf in den Alpen. Auch wir Konsumenten gehören zur Gruppe „People“ die in der Modebranche agieren und mitunter immensen Einfluss auf sie haben. Die Modebranche ist weltweit eine der einflussreichsten Wirtschaftssegmente überhaupt und sagt viel über Politik und unsere wirtschaftliche Situation aus.

In Zeiten, in denen beispielsweise auch in Deutschland die Politik im Umbruch steht und alle nach etwas Neuem, Wahrem streben werden die Stimmen zu Themen, wie Arbeitsbedingung und Vergütung in Deutschland immer lauter. Der Mindestlohn und das bedingungslose Grundeinkommen waren nicht ohne Grund eines der heißen Wahlkampfthemen bei der diesjährigen Bundestagswahl in Deutschland. Was hier durch Gewerkschaften und Verbände einen (einigermaßen) geregelten Ablauf nimmt, ist in Entwicklungsländern wie Bangladesch oder Kambodscha selbst im Jahr 2017 noch in den Kinderschuhen. Die Bedürfnisse und Wünsche von allen Beteiligten in der Modebranche in westlichen Ländern sind keineswegs weniger wichtig, als die der armen Arbeiter in den Dritte Welt Ländern. ABER wir haben das Glück in einem stabilen politischen und wirtschaftlichen System zu leben, welches für alle Regeln und Auffangnetze vorsieht. Wer hier tief fällt kann hart aufkommen, wird aber in der Regel schnell von der Gesellschaft wieder aufgepeppelt. Sicher gibt es auch hier tragische Ausnahmefälle aber im Grunde machen wir uns viel zu selten bewusst, wie gut wir es haben…

Zurück zur Modeindustrie, die jährlich Milliarden Umsätze und Gewinne erzielt. Ein Großteil davon basiert auf dem Modell der Fast Fashion, die mit immer niedrigeren Preisen immer mehr Kollektionen im Jahr vorstellt um so dem unersättlichen Durst der Konsumenten gerecht zu werden und im hart umkämpften Markt standzuhalten. Wie ist es möglich, dass wir ein T-Shirt zum Preis von 2,99€ im Einzelhandel kaufen können? An welchen Stellen entlang der Lieferkette des T-Shirts haben hier die Manager der Labels gedreht um diese Preise wirtschaftlich relevant anbieten zu können?

Richtig! Unter anderem an den Arbeitern in den Produktionsstätten, um hier nur auf eine Möglichkeit einzugehen. Beispielsweise in Bangladesch sind die Menschen mitunter von großer Armut betroffen und halten sich an jedem Strohhalm fest, der ihnen entgegengestreckt wird. Das ist traurig, weil dadurch viele Menschen gewillt sind vieles, um nicht zu sagen alles zu geben, um einen festen Arbeitsplatz und ein regelmäßiges Einkommen zu garantieren. So werden auch Kinder, Kranke und Alte gezwungen hart und lange zu arbeiten um ein Dach über dem Kopf und genug Essen zu haben.

Wirklich miese Arbeitsbedingungen und niedrige Sicherheitsstandards in den Fabriken nahmen im Jahr 2013 ihren traurigen Höhepunkt: der Einsturz der Rana Plaza Textilfabrik in Bangladesch, bei dem 1130 Menschen um ihr Leben kamen und viele weitere Tausende verletzt wurden. Eine der größten Katastrophen in der Geschichte der Textilindustrie… 29 Modeunternehmen aus der ganzen Welt haben hier Kleidung produzieren lassen und nur ein Bruchteil davon kam im Anschluss für Entschädigungen auf, finanziell und medizinisch. Viele Versprechen wurden bis heute nicht gehalten und die Arbeiterinnen, die den Einsturz überlebt haben, leben heute in großer Unsicherheit und sind teilweise noch immer schwer verletzt und arbeitsunfähig.

#nooneshoulddieforfashion

Das soll kein Text sein, der traurig macht. Es soll einer sein, der dich dazu anregt nachzudenken. Was kannst du ganz konkret tun um ein Teil des Wandels zu sein? Wie kannst du den Arbeitern in armen Ländern helfen, deren Aufgabe es ist möglichst schnell, möglichst günstig, möglichst viel Kleidung zu nähen? Was kannst du tun, damit der immense Preisdruck in der Textilindustrie nicht überhandnimmt und wir zurück zu einem stabilen Preisgefühl kommen? Was kannst du tun?

Das frage ich mich auch. Den ersten Schritt hast du schon getan indem du dir diesen Beitrag durchgelesen hast. Das zeigt, dass du offen für eine faire Welt und Veränderung bist. Danke! Wir können die Welt nicht an einem Tag auf den Kopf stellen und alle retten (auch wenn ich das sehr gerne könnte…) aber wir können uns in Ruhe die Fakten ansehen und gemeinsam an Alternativen arbeiten. Wir können unser Wissen und unsere Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nutzen um ein Teil der Veränderung zu sein. Alles andere kommt Schritt für Schritt. 🙂

Quelle: Süddeutsche.de 

Photo by Loren Joseph on Unsplash

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Meine Fair Seven for Fair Fashion

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