fbpx
6. November 2018

Vom nachhaltigen Leben und dem schlechten Gewissen

Gemüse unverpackt regional

Ich stand neulich im Supermarkt und wollte neues Putzmittel kaufen. Ungelogen stand ich ziemlich verwirrt und überfordert vor dem völlig überfüllten Regal und konnte nach anhaltender Reizüberflutung überhaupt keine klare Kaufentscheidung mehr treffen. Keine, die ökologisch vertretbar ist und auch noch meinen Geldbeutel schont. Keine, die ich in irgendeiner Art und Weise danach hätte erklären oder gar rechtfertigen können. Völlig überfordert entschied ich mich also erst einmal dazu mich gar nicht zu entscheiden und der Einkaufskorb blieb leer. Naja, zumindest wanderte neben Sojamilch und Bio Banane etc. kein Putzmittel dazu.


Ich befasse mich nun schon seit mehreren Jahren immer mehr damit, wie und was ich konsumiere und mit der Zeit weiß ich worauf ich achten muss und will. Und mit der Zeit kenne ich die Tipps und Tricks, mit denen uns die großen Konzerne an der Nase herumführen wollen. Nur weil auf einem Produkt steht, es sei nachhaltig und fair und grün sowieso heißt das leider noch lange nicht, dass dem auch so ist.

Also all das ist mir bewusst und trotzdem stehe ich nach all der Zeit ratlos und verwirrt vor dem Regal im Supermarkt und weiß nicht weiter. Ich will Verantwortung übernehmen. Für meinen eigenen Konsum und das was er auslöst in unserer Gesellschaft, der Wirtschaft und vor allem auch der Umwelt. Ich will bewusst konsumieren und nicht blind irgendwelchen Markenversprechen hinterherlaufen und mich im Nachhinein ärgern.

Ich hätte dies oder jenes doch gar nicht erst kaufen sollen, dann wäre dies oder jenes gar nicht passiert. Wenn ich doch nur schon vor Jahren damit angefangen hätte faire Kleidung zu kaufen und aufgehört hätte blind in ein Fast Fashion Geschäft zu laufen nur um zu konsumieren um des Konsumieren Willens…

„Hätte, hätte Fahrradkette!“

Manchmal hab´ ich das Gefühl, ich kann es keinem recht machen. Kaufe ich im Supermarkt auch nur faire Produkte zu ökologisch vertretbaren Standards ein und fühl mich richtig gut dabei, wird in mir eine Stimme laut, die sagt ich hätte doch aber besser mal auf dem Wochenmarkt um die Ecke einkaufen sollen. Und weißt du eigentlich wie wichtig es ist, lokale kleine Bio-Supermärkte zu unterstützen? Und du kaufst nur im normalen Supermarkt ein. Dein Bio und Öko und ach so fairer Einkauf ist immer noch nicht genug! Du solltest am besten selbst anbauen. Zieh auf´s Land und raus aus der Stadt. Bau selbst Gemüse an und versorge dich allein. Konsumier am besten gar nichts mehr und lebe wie ein Steinzeitmensch!

Photo by Elaine Casap on Unsplash

Halt stopp!

Also manchmal übermannt mich der Weltschmerz so sehr, dass ich an allen Enden und Ecken meines Alltags Fehler finde. Dinge, die ich besser und noch ökologischer gestalten kann. Ich bekomme Zweifel, ob ich allein wirklich so einen großen Unterschied mache? Soll ich es nicht einfach doch lassen und so larifari leben, wie Millionen andere Menschen? Die Sonne geht morgen deshalb trotzdem auf und auch die 20 Uhr Nachrichten sind die gleichen. Wirtschaftskrisen, Trump und ein paar Umweltkatastrophen gepaart mit jeder Menge …. Fußball. Ist dir schon mal aufgefallen, dass unsere Gesellschaft hier in Deutschland wesentlich besser über Fußball informiert ist, als über die Wurst auf dem eigenen Butterbrot?

Wenn ich so darüber nachdenke, über meinen Weltschmerz, der mich ab und an heimsucht und über unsere fußballverliebte Gesellschaft, die sich nicht für unsere Umwelt zu interessieren scheint, dann denke ich mir manchmal:

„Ach so schlecht stell ich mich ja gar nicht an.“

Ich höre auf mich über meinen Konsum zu definieren und fange an mir klar zu werden, dass ich wesentlich viel mehr über mich, meine Umwelt und meine Taten nachdenke als viele andere. Und dass das Wissen und das Bewusstsein über diese Tatsache am Ende des Tages so viel wichtiger sind, als die Entscheidung über ein ökologisches Putzmittel für meine Hamburger Altbauwohnung ohne Gemüsebeet und mit viel Autolärm und Abgasen vor der Haustüre.

Also wenn ich dann da so darüber nachdenke, wie jetzt in diesem Moment, dann wird mir klar, dass nur ein Schritt nach dem anderen wirklich etwas bewegen kann. Mir bewusst zu machen, dass meine Kaufentscheidung mich, unsere Umwelt und Wirtschaft positiv und negativ (!) beeinflussen kann, ist manchmal genug. Ich kann die Welt nicht alleine retten, aber ich kann andere dazu anregen, sich mehr mit ihrem eigenen Konsum auseinanderzusetzen und sich genau das bewusst zu machen. Gemeinsam können wir etwas verändern. Mein Bio Gemüse allein wird´s nicht richten aber mit meiner Kaufentscheidung kann ich Teil einer nachhaltigen Bewegung werden.

Jeder Kaufzettel ist dein Stimmzettel.

Jeder gelesene Blogpost über Nachhaltigkeit ist ein erster Schritt.

Und den ersten Schritt hast du hiermit getan. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch. Nun lass uns die Welt gemeinsam ein bisschen besser machen und achte beim nächsten Mal im Supermarkt mal auf deinen eigenen Konsum.

#thereisnoplanetb

header Photo by rawpixel on Unsplash

>